„Wir haben ja Erfahrung mit den Wattestäbchen“, scherzt Matteo Valle mit Blick auf frühere Corona-Schnelltests. Der Schüler am Waiblinger Wirtschaftsgymnasium nimmt sich selbst drei Abstriche seiner Wangenschleimhaut. QR-Code, Handy, drei Wattestäbchen und ein Umschlag reichen, damit sich Freiwillige bei der „Deutschen Knochenmarkspenderdatei“ registrieren lassen können. Der 17-jährige Schüler aus Fellbach ist einer von 160 Schülerinnen und Schülern, die sich dafür entschieden haben und die vielleicht einmal das Leben eines Blutkrebspatienten retten können.
Organisiert wird die Registrierungsaktion von der Schülermitverantwortung (SMV) der Kaufmännischen Schule Waiblingen (KSWN). „Es hat an unserer Schule schon Tradition, dass wir uns für die DKMS engagieren“, sagt SMV-Verbindungslehrer Ayhan Kilinc. 2018 war die letzte Aktion und es konnten tatsächlich drei Menschen mithilfe von Stammzellenspenden aus der KSWN geheilt werden. „Die Schüler haben sonst keine Berührungspunkte zu dieser Organisation, eine Schule ist deshalb ein guter Ort, um Aufklärungsarbeit zu leisten“, erläutert Kilinc weiter.
Wirtschaftsgymnasiast Jona Rieger kannte die Tätigkeit der DKMS schon. In seinem Bekanntenkreis gebe es eine Freundin, die mit Leukämie kämpfen musste und mit der DKMS gerettet wurde. „Hier zu helfen ist kein Aufwand“, sagt der 17-Jährige, „drum mache ich es“ und tütet nebenbei die drei Stäbchen in den Umschlag, der dann an die DKMS nach Tübingen geht.
500 Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Schularten erhielten Gelegenheit sich zu informieren und sich freiwillig registrieren zu lassen. Die 23-jährige Melina Rotenberger aus Nürtingen hält für die DKMS an diesem Schulvormittag die drei Vorträge, um möglichst viele für die gute Sache zu begeistern. Sie sei selbst über solch einen Schulvortrag zur ehrenamtlichen Mitarbeit bei der DKMS gekommen, erzählt die Studentin aus Nürtingen.
Die wichtigsten Fakten kann sie der nur wenig jüngeren Zielgruppe gut vermitteln: Alle 27 Sekunden erkranke weltweit ein Mensch an Blutkrebs und jeder zehnte Patient finde keinen passenden Spender. Durch die Registrierung bei der DKMS, der weltweit größten Datenbank für Stammzellentransplantation, könne der begehrte „genetische Zwilling“ für den Krebspatienten gefunden werden. Dann werden die kranken Stammzellen mit den gesunden des Spenders in einer „peripheren Stammzellenentnahme“, ähnlich einer Dialyse, oder durch eine Knochenmarkentnahme aus dem Beckenkamm, getauscht. Rotenberger habe nach ihrer Spende zumindest erfahren, dass sie einem Mann mittleren Alters in Frankreich habe helfen können. Schüler Matteo Valle ist sich sicher: „Wenn der Anruf der DKMS kommt, helfe ich.“