Die Reihen-, Parallel- und Brückenschaltungen ziehen die Jungs und einige Mädels interessiert an: Kabel, Schalter, Leuchten wollen richtig gesteckt werden. Die Firma Kärcher hat mehrere solcher 24-Volt-Grundschaltungen in einem Klassenzimmer der Kaufmännischen Schule aufgebaut. In einer anderen Ecke des Raums versuchen sich weitere Jugendliche an einer „Postkorb-Übung“, um zu zeigen, dass sie sich gut in die Tätigkeiten von Kaufleuten für Digitalisierungsmanagement hineindenken können. Mittendrin unterhalten sich fünf Azubis der Firma mit den jungen Schülerinnen und Schülern. Der technische Ausbilder Thomas Kümmel ist zufrieden: „Wir haben gemerkt, dass wir mit Azubis an die Schulen gehen müssen, die kommen leichter mit Schülern ins Gespräch.“
16 Unternehmen aus dem Rems-Murr-Kreis suchten genau diesen Austausch und haben sich für die erste „KarriereExpo“ der Kaufmännischen Schule Waiblingen (KSWN) angemeldet. Schulleiterin Birgit Bürk begrüßt im vollbesetzten Konferenzraum der Schule, der sonst 100 Lehrern Platz bietet, die Personalverantwortlichen und Auszubildenden, die die Firmen in diesen Schulvormittag geschickt haben. Die Recruiter besuchen die Schülerinnen und Schüler von heute, um sie als Azubis von morgen zu gewinnen. Die Unternehmen können sich an diesem Schulvormittag über 450 Schülerinnen und Schülern präsentieren und in rund 200 Speed Datings persönlich mit den Schülern aus Berufskolleg, Wirtschaftsschule, AVdual und mit Abiturienten ins individuelle 15-Minuten-Gespräch kommen.
Zustande kam die Idee für diese Form der Nachwuchsgewinnung durch ein glückliches Zusammentreffen: Sowohl die Bildungspartnerverantwortlichen der KSWN, Alexandra Hittmann und Thomas Kögler, als auch die IHK-Bezirkskammer Rems-Murr hatten neue Ideen und trafen sich zum richtigen Zeitpunkt. „Wir haben hier angefangen, wollen aber auch gerne auf die Beruflichen Schulen in Schorndorf und Backnang zugehen“, sagt der stellvertretende Leiter der IHK Rems-Murr, David Fais, der gleichzeitig Referatsleiter für Aus- und Weiterbildung ist. „Die KarriereExpo hier in Waiblingen ist ein voller Erfolg, weil in wirklich kurzer Zeit 16 Unternehmen zugesagt haben.“ Solch eine Schulmesse biete eine „ganz andere Kontaktqualität, als die virtuellen Medien“, weiß Fais, „im Virtuellen entsteht selten etwas Spürbares“. Denn: „Wir müssen die Schüler da abholen, wo sie sind und sich wohlfühlen – und das ist an der Schule.“
Eingeladen waren nicht nur die Bildungspartner der Kaufmännischen Schule, sondern auch Firmen ohne solch einen Kooperationsvertrag. Außerdem sind bei der „KarriereExpo“ die Gewerbliche Schule und die hauswirtschaftlich-sozialpädagogische Maria-Merian-Schule und somit das gesamte Berufliche Schulzentrum mit dabei. Der Fachkräftemangel ist schließlich branchenübergreifend. Die Liste der teilnehmenden Unternehmen – von Alfred Kärcher bis zum Zentrum für Psychiatrie „Klinikum Schloß Winnenden“ – bietet den Schülern rund 50 Ausbildungsmöglichkeiten und über ein Dutzend Duale Studiengänge in kaufmännischen, gewerblichen, hauswirtschaftlichen und sozialen Berufen. Gjon Plakiqi, 18, aus einer Berufskolleg-Klasse der KSWN hat sich jedenfalls gut vorbereit auf sein Speed-Dating-Gespräch: „Ich habe meinen Lebenslauf dabei und will ihn vorlegen, um gleich einen guten Eindruck zu machen.“ Er wäre nicht der Erste an diesem Schultag, der mit einem Praktikum, einer Gesprächseinladung, einem Probearbeitstag oder der Visitenkarte eines Personalers nach Hause geht.
Schulleiterin Birgit Bürk (links) und David Fais von der IHK Rems-Murr begrüßen die zahlreichen Personalvertreter/innen der Ausbildungsbetriebe, die an der ersten Karriere-Expo teilnehmen.
