Das raumschiffähnliche Verriegelungsgeräusch des neuen Mercedes hatte es der FDP-Landtagsabgeordneten Julia Goll angetan. Sie zückte sogar ihr Handy, um das futuristische Geräusch aufzunehmen. Möglich war das, weil die Automobilazubis der Klasse 2KA1 gerade ihren „Autosalon“ veranstalteten. 19 Nobelkarossen im Gesamtwert von 2,3 Millionen Euro hatten die Schülerinnen und Schüler auf den Schulhöfen platziert, um zu zeigen, dass sie als angehende Kaufleute bereits ein großes Projekt organisieren können. Vier Wochen lang haben sechs Organisationsteams alles vorbereitet, um dann als Fachleute über Elektro- und Verbrennerautos zu informieren.
Dass die Landespolitikerin beim „Autosalon“ zugegen war, war aber eher ein Zufall. Der Grund ihres Besuchs an den drei Großschulen mit über 3.500 Schülerinnen und Schülern war, dass sie sich vor Ort über die aktuelle Situation und Problemlagen der beruflichen Schulen informieren wollte. Die Schulleitungen der Kaufmännischen, Gewerblichen und Maria-Merian-Schule nahmen sich dafür gerne Zeit. Das Besondere: Die Themen wurden nicht am Schreibtisch besprochen, sondern bei einem Rundgang durch das Zentrum konkret vor Augen geführt. So ging es zum Beispiel um die Belegung der Sporthalle, die für etwaige Flüchtlinge vorgehalten wird, sodass sie für den Schulsport nicht genutzt werden kann. Außerdem ging es um die Raumnot am Zentrum, die Besonderheiten der VABO-Flüchtlingsklassen, die IT-Ausstattung und -Instandhaltung, die Schülerverpflegung in der Mensa bis hin zu den Lohnstufen der angestellten Sekretärinnen. Für den Schulträger, den Landkreis Rems-Murr, beteiligte sich Benjamin Wahl, der Leiter des Amtes für Schulen, Bildung und Kultur.
„Die berufliche und akademische Bildung sind für unsere Gesellschaft gleichermaßen wichtig, deshalb müssen auch beide höchste Qualität haben“, betonte Goll. Insgesamt sei „ein dringender Wandel in der gesellschaftlichen Wertschätzung der Berufsausbildung notwendig.“ Auch die Schulsozialarbeit müsse insbesondere für benachteiligte Jugendliche weiter ausgebaut werden. Großen Respekt zollte Goll dem Engagement der Lehrkräfte in den 14 VABO-Klassen, in denen junge Flüchtlinge auf das reguläre berufliche Schulwesen vorbereitet werden.